Die Gliederung menschlicher Daseinsformen und Erlebnisfelder in Leib, Seele und Geist beschäftigt das philosophisch-menschenkundliche Denken schon seit langer Zeit. Durch Rudolf Steiner wurde es in Hinsicht auf die Entfaltung des selbständig erkennenden und frei handelnden Individuums in seinem Werk "Die Philosophie der Freiheit" neu gefasst und präzisiert. Die später folgenden Erweiterungen und Ausdifferenzierungen des anthroposophischen Menschenbildes gehen weit über das in den philosophischen Grundwerken Behandelte hinaus. Und doch lassen sich im philosophischen Erleben Keime aufspüren, die einen direkten Zugang zu zentralen Aspekten dieses Menschenbildes ermöglichen.
Ausgehend vom Beobachten, Erleben und Erkennen des Denkens kann man sich einerseits einen differenzierten Zugang zu verschiedenen geistigen Erfahrungsweisen erarbeiten und andererseits die seelischen und leiblichen Ausgangspunkte dieses Denkens in ihrer inneren Gliederung erfassen. Dies ermöglicht Schritt für Schritt einen Zugang zur neungliedrigen menschlichen Organisation.
Ein für diesen Weg zentraler Gesichtspunkt ergibt sich aus der Tatsache, dass der individuelle Wesenskern des Menschen kein Bestandteil der Wesensglieder im engeren Sinne ist, sondern deren Vorbedingung. Auf der anderen Seite sind gerade diese Wesensglieder selbst Vorbedingungen der Bewusstwerdung im allgemeinen und damit der Selbstbewusstwerdung dieses Wesenskernes im besonderen. Der Weg zu ihrer aktiven Handhabung und zu ihrer individuellen Ergreifung und Umarbeitung ist damit zugleich ein Weg zur bestimmten Selbsterkenntnis und freien Selbstgestaltung.
Vortrag gehalten in Frankfurt am Main 23. März 2007
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